123 Starter zum Süd-DM-Auftakt auf der Stuttgarter Solitude

Lars Heisel  meldet sich mit Gesamtsieg zurück – Frank Sperrfechter und Patrick Orth sorgen mit knappem Abstand für Spannung.

Nennungen, schlussendlich 123 Starter, traumhaftes Wetter, viele Zuschauer, einige interessante Klassenveränderungen, spannende Zieleinläufe, optimaler Zeitplan, aufmerksame Streckenposten, schnelle Auswertung – der Auftakt zur Slalom-DM in der Region Süd beim MC Stuttgart auf der Verkehrsübungsanlage Solitude hat rundum gepasst, einziger Wermutstropfen war ein hoffnungslos überforderter, schlecht vorbereiteter Caterer, vor dessen Verpflegungsstand (mit zwei !! Biertischgarnituren) sich den ganzen Tag lange Warteschlangen bildeten – der hätte locker den dreifachen Umsatz bei entsprechender Vorbereitung machen können.

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Gesamtsieger Lars Heisel im 16V-Böhm-Kadett C Coupe

Nach der langen Winterpause waren alle auf die Starterfelder  gespannt. Wie schon 2011 keine G7 und keine G6 im Süden, in der G5 gerade mal fünf Nennungen. Mit zwei 1.36er Zeiten demoralisierte Richard Raß seine Konkurrenten beim Saisonstart heftig, der Rosenheimer im BMW compact sogar schneller als die gesamte G3  – und da waren „sauschnelle“ Piloten am Start, für den ersten Gesprächsstoff war gesorgt. Als die Gruppenliste aus der Auswertung kam, fand sich Richard mit seinem roten BMW compact auf dem sensationellen siebten Rang unter 35 Startern! Michael Rampp aus Uhldingen am Bodensee im frontgetriebenen Golf pro Lauf vier Sekunden hinter Raß zurück auf Rang zwei, Wolfgang Spahr im BMW 316 der E 30 Baureihe dritter. Vier Akteure in der G4, Routinier Claus Mahle gewann im Opel Manta B mit zwei fehlerfreien Stints, dahinter mit dem Walldürner Anton Benke ein neuer G4-Pilot, der einen BMW 318 is (E36 in Limousinenvariante) lenkt, und minimal schneller war als Claus Mahle, aber aus dem ersten Lauf ein Hütchen mitbrachte. Dann die G3 mit 13 Startern, ein VW Polo GTI gegen 12 BMW’s. Polopilot Matthias Jelenitsch mit Rang neun, der Waiblinger startet ansonsten bei Clubslaloms. Marco Schäfer verpasste aufgrund eines Pylonenfehlers Rang zwei und musste mit Rang fünf vorlieb nehmen. Patrick Clos im BMW 323 in 3.16.26 vierter, zwei Zehntelsekunden schneller Norbert Gapp von der Scuderia Lindau im BMW 318 is. Dessen Sohn Marcel in 3.15.23 zweiter, ganz vorn der Bitburger Daniel Dichter im weißen 318 is in 3.13.60. Wer jetzt Hans Hubert Sowart hier vermisst, dem sei gesagt, dass Hubi sich eine andere Klasse als Herausforderung gesucht hat. Nochmals zu Daniel Dichters Zielzeit von 3.13.60, Richard Raß im 102 PS BMW compact, der auch noch deutlich schwerer ist als die 318 is BMW’s, war in der Endzeit 16 hundertstel Sekunden schneller ! Mit Ralph Noelle stand ein weiterer prominenter Name in der G3 Liste, der Elsflether musste den Auftakt in einem technisch kunterbunt zusammengestellten318 is unter die Räder nehmen, da der Gruppe H 320 is noch nicht einsatzfähig war – Ralph kreuzte als zehnter die Ziellinie. In der G2 sechs Starter, unter der Bewerbung Racing Team Schöne Aussicht der rote Mercedes SLK von Martin Schäfer, hinter dem Lenkrad saß aber Udo Rettenberger aus St. Georgen. Dessen C-Kadett noch nicht rennfertig, somit kam Martins Schwabenpfeil zum Einsatz – der erwies sich für Kadettfreak Udo aber zum Auftakt aber schwer zu händeln, Rang fünf. An der Spitze ging es sehr eng zu, den ersten Stint sicherte sich Thomas Schwab, im zweiten Heat brannte Marco Clos als einziger eine 1.34er Zeit in den Solitudeasphalt, somit gewann Clos vor Schwab und Hermann Wutz – alle drei auf 328er BMW Coupes. Sieben Akteure in der G1, mit Sebastian Dormann ein Fahrer der die Klasse und Gruppe gewechselt hatte. Sebastian hat über den Winter einen Porsche Cayman R neu aufgebaut und mit dem weißen Mittelmotorsportwagen gleich für Furore gesorgt. Die schnellsten Zeiten fuhr zwar Roland Wallrab im BMW M3 CSL, aber ein Pin in Lauf eins ergab schlussendlich Platz zwei. Mit zwei fehlerfreien 1.35er Zeiten sicherte sich Dormann neben dem Klassen-, auch den Gruppensieg, ein optimaler Auftakt für den Baiersdorfer. Hans Köhnle lenkte das älteste Fahrzeug der  Klasse, einen BMW 325 der E 30 Baureihe auf Platz drei.

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Sebastian Dormann im 350 PS starken Porsche Cayman R

Die moderat verbesserte Gruppe F begann mit den 1400tern, wo sieben Fahrzeuge um den Sieg balgten. Die schnellste Einzelzeit gelang Martin Lösch im Polo G40 in Lauf zwei, im Ziel lag der Lampertheimer aber „nur“ auf Platz zwei. Karl-Ernst Bartel rettete seinen Vorsprung aus Stint eins ins Ziel, da hatte der Gerstettener dann gerade mal 20 Hundertstel Vorsprung mit seinem Polo 86C. Eric Hener vom MSC Alzey als dritter im Polo bereits drei Sekunden zurück. Nur drei Starter bei den 1600tern, da fuhr Christian Laumann im BMW 316 locker zum Sieg. Stark die Klasse bis 2000ccm wo 13 Fahrzeuge am Start standen. Darunter auch Hubi Sowart, der im BMW 318 is auf Rang fünf wedelte. Mit demselben Fahrzeug gelang Ralf Orth Podestplatz drei, Gesamtzeit 3.13.37. Zwei Sekunden schneller war Reinhard Mücke im BMW 320 is als zweiter. Der war im ersten Lauf noch auf Augenhöhe mit Robert Firsching, doch im zweiten Heat drehte Robert gewaltig auf, schraubte seine Einzelzeit von 1.35.43 auf 1.33.76 herunter und sichert sich so den Sieg mit 2,23 Sekunden Vorsprung.

Ein tolles Feld präsentierte sich mit 16 Startern in der F-Überliter – ein Mini, davor 12 BMW’s, auf den drei Podestplätzen dagegen drei Nicht-BMW’s. Die Überraschung schlechthin war der fünftplatzierte Kevin Böhnlein. Der 19jährige stammt aus der Kartslalomszene, war die letzten beiden Jahre in der bayerischen Nachwuchsslalom-Challenge mit einem Opel Corsa ( 90 PS)  unterwegs, um heuer mit dem EX-Sebastian Dormann BMW M3 (E46) mit 350 PS anzutreten. Kevins Fahrzeugbeherrschung war sehenswert und sensationell, ein Pin pro Lauf kosteten den Junior Platz zwei in der Klasse und Gruppe, doch auch der vierte Rang für den Neuling ein Top-Ergebnis, da bin ich auf die Fortsetzung gespannt, der wäre eine tolle Bereicherung für die DM-Szene.

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Der 19jährige DM-Neuling Kevin Böhnlein im BMW M3

Vierter Rainer Krug im BMW M3 der E 36 Baureihe, der sich im ersten Lauf ein Hütchen leistete. Auf Platz drei wedelte ein Porsche, der ansonsten nur sehr selten bei DM-Slaloms aktiv ist. Michael Lachner aus Oberriexingen im klassischen 911er Carrera mit zwei fehlerfreien 1.35er Zeiten in 3.11.53. Knapp zwei Sekunden schneller, trotz eines Hütchens in Lauf eins, Jörg Kuhn im Audi TT RS. In Lauf zwei passte beim Neustädter dann alles besser, 2,57 Sekunden schneller als im ersten fehlerhaften Stint, Platz zwei. Als Klassen-, und Gruppensieger freute sich Thomas Weber über einen gelungenen Saisonauftakt. Der Wormser hat über den Winter aufgerüstet, der mächtige Mitsubishi Lancer EVO VIII steht jetzt auf mächtigen 10×18 Zöllern, die mit Michelin-Pneus bestückt sind. Moderate Fahrwerksmodifikationen rundeten das Gesamtpaket perfekt ab, Thomas zufrieden, er konnte alles optimal auf dem Solitude-Geläuf umsetzten und zwei 1.32er Zeiten präsentieren.

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Gruppensieger Thomas Weber im Mitsubishi EVO VIII

Zur Gruppe H, auch hier in den „kleinen“ Hubraumklassen wenig Starter. Vier Akteure bei den 1300tern, hier gewann mit zwei Sekunden Vorsprung Stephan Abb, der seinen orangefarbenen Polo nach dem letztjährigen Zotzenbachausritt wieder optimal in Form gebracht hat und den Solitudeslalom als Roll-Out in die neue Saison nutzte – dabei auch das Taktieren probierte, nachdem sein Hauptkonkurrent im ersten Stint falsch fuhr. Dahinter Marco Kunz, dritter Sven Lems, der mit einem Torfehler sowie zwei Pylonenfehlern den (Zeiten-)Zweikampf mit Stephan Abb verlor. Sechs Starter bei den 1600tern, auf Platz drei der Ex-Mario Fuchs Daihatsu Charade 4×4, der jetzt von Georg Plank gesteuert wird. Für den Rosenheimer der erste Auftritt mit dem kleinen, giftigen Allradler nach vielen Jahren im frontgetriebenen Fiat 128 Berlinetta. Die zweite Überraschung auf Rang zwei, der seitherige 1600ter-Seriensieger Guido Keller musste sich im BMW compact geschlagen geben, und das mit  drei Sekunden recht deutlich. 1.32.65 sowie superschnelle 1.31.90 waren die Einzelzeiten von Thomas Weissbeck im klassischen Opel Kadett C mit giftgrüner Lackierung – zum Klassensieg gesellte sich der tolle sechste Gesamtrang im Feld der 48 Gruppe H-Boliden, eine überzeugende Vorstellung vom Treuchtlinger Kadettpiloten.

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Thomas Weissbeck im bildschönen Opel Kadett C Coupe

Dann zur Königsklasse bis 2000ccm, die in Stuttgart mit 29 Konkurrenten ihren Namen zu Recht trug. Bestimmt zehn potentielle Sieganwärter, mehrere Deutsche Slalommeister, tolle Boliden, über den Winter wurde – so war zu hören – mächtig geschraubt. Auf Platz zwölf  „Zweiradakrobat“ Olaf Jäntsch von der RG Oberberg im roten C-Kadett, fehlerfrei in den Rennläufen nach einem Zielgassenabräumer im Training. Elfter Daniel Schill, im Ziel gerade mal 12 Hundertstel schneller als Olaf. Eine Sekunde weniger benötigte Christian Engesser als zehnter. In 3.06.01 überquerte Winfried Hofmann als neunter die Ziellinie – allesamt auf C-Kadetten. Frank Most steuerte seinen BMW 320 der E 30 Baureihe in 3.06.01 als achter ins Ziel. Reinhard Nuber im Engstler BMW 320 WTCC benötigte 3.05.47 für Rang sieben. Ein Hütchenfehler in Lauf eins kostete den sechstplatzierten Michael Götz im Opel Kadett C Coupe den rechnerisch möglichen Rang vier. In 3.03.70 wedelte Thomas Schmidt aus Offingen im Opel Kadett zu Platz fünf. Zwei 1.31er Zeiten und einen Endzeit von 3.03.49 ließen Sven Schill das Podest verpassen, Rang vier für den Fahrer vom AC Kaiserstuhl in der grünen Kadett-Limousine. Um die drei Podestplätze wurde heftigst im Hundertstelsekundentakt gestritten. Die absolut schnellste Trainingszeit zauberte Patrick Orth in 1.28.?? auf den Asphalt, dazu gesellten sich allerdings auch einige Pins. In den Rennläufen zügelte der Junior dann seinen Risikodrang, zwei 1.30er Zeiten ergaben 3.01.17 Gesamtzeit und somit Klassen-, und Gesamtrang drei.

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16 Hundertstel schneller, dank seines besseren ersten Wertungslaufes, der amtierende Deutsche Meister Frank Sperrfechter. Der hatte über den Winter bis auf einen neue Zylinderkopfdichtung und eine neue Elektrik nichts am 210 PS starken Meisterkadett verändert, die Endzeit von 3.01.01 war dann die Garantie für Klassen-, und Gesamtrang zwei. Schneller war nur der vom Ausflug zum Berg und der Nordschleife zurückgekehrte Slalom-Champion von 2009, Lars Heisel. Den hat es beruflich ins bayerische Freising verschlagen, so dass wir Lars heuer in der DM der Region Süd angreifen sehen werden. Im ersten Stint war Lars mit 1.30.07 schon der schnellste, zog dann zum zweiten Lauf aufgrund des winzigen Abstandes zu Frank Sperrfechter weichere (Berg-)Slicks auf, knackte damit als einziger in 1.29.33 die m,agische 1.30er Marke und feierte einen gelungenen DM-Einstand 2012 als Klassen-, Gruppen-, und Gesamtsieger.

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Frank Sperrfechter im Opel Kadett C Coupe

In der H-Überliter waren alle neun Starter deutlich von diesen Zeiten entfernt.  Werner Euringer leistete sich im Audi A3 TFSI insgesamt fünf Pylonenfehler und musste mit Rang acht vorlieb nehmen – ohne Hütchen wäre Podestplatz drei möglich gewesen. Den erkämpfte sich Axel Duffner im Porsche GT3-grünen BMW M3, der nach dem Freiamteinschlag wieder perfekt ausschaut. Platz zwei ging an Hans Martin Gass, der mit seiner 1.33er sowie 1.32er Zeit im Audi A3 gänzlich unzufrieden war. Mit zwei fehlerfreien 1.32er Zeiten platzierte sich Martin Schäfer zum Auftakt 2012 in 3.05.38 auf dem obersten Podestplatz in der H-Überliter – wobei der BMW M3 laut Martins Aussage immer noch nicht ganz dort steht, wo es das Fahrerduo Duffner/Schäfer erwartet, Feinarbeit ist also noch angesagt.

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„Hoch das Vorderrad“- Martin Schäfer im BMW M3

Soviel aus meiner Sicht vom DM-Slalom-Auftakt im „wilden“ Süden, spannend war’s, schön war’s, der Auftakt macht Lust auf mehr, die Saison 2012 wird mit Sicherheit spannend. Zum Schluss noch etwas Unangenehmes, die Techniker rückten während des Trainings und der Rennläufe in der Gruppe H zur Phonmessung aus, es wurden jede Menge Fahrzeuge beanstandet, Namen keinen genannt, aber wer Peter Berg und seine Kollegen kennt, der weiß,  dass das Prozedere mit Sicherheit eine Fortsetzung findet, Nachbessern ist also – im Sinne des Reglement und des Sports – angesagt.

Grüssle aus dem Schwabenländle

Wilfried Ruoff